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Et kütt wie et kütt

26.: Cologne 226 Köln 10:19:52h

Noch einmal vorbeigeschliddert an der Aufnahme ins Team derjeniger, die mehr Zeit auf der Lauf- als auf der Radstrecke verbracht haben.
Dass ich einmal mehr als 4h laufen würde, hatte ich eigentlich für unmöglich gehalten, bei Halbmarathon hatte ich erstmal das Ziel neu definiert, statt 9:20h wie zu Beginn des Laufens hatte ich schon auf 9:30h abgerüstet. Dass es aber so ein Drama werden würde….

Dabei ging’s noch gut los. Den Samstag musste ich keine Spätschicht arbeiten wie in den letzten beiden Jahren, 3 Uhr aufgestanden, Abfahrt kurz nach halb 4. Die erwartete Vollsperrung der A3 setzte zwar nicht erst am Kreuz Köln-Ost, sondern schon früher ein, aber auch das war noch zu lösen. Beim Einbau meines Vorderrades dann auch schon der erste aufmunternde Spruch: „geiles Rad, ey“…wer kombinieren kann, kann sich vorstellen, von wem das kam. Bevor ich noch meine Erfahrungen mit dem Rocket schildern konnte und dass ich noch verzweifelt auf der Suche nach einem Softride Highjacker bin, ich auch ganz gern ein Fastt fahren würde und ich überhaupt ganz mies, zu tief und zu weit hinten auf dem Ding sitze, mir durch den extremen Winkel und die zu kleine Rahmenhöhe schon 2 Beams an der Verklebung abgerutscht sind, war der Altmeister aber schon im Wald verschwunden. Schon sahen wir den nächsten Protagonisten mit dem Handy am Ohr (anders hat man ihn an dem Tag wohl auch nicht gesehen), der scheinbar alles allein organisierte.

Beim Schwimmen war dann eigentlich etwas mehr drin, nur leider war ich am Start wieder alles andere als explosiv und bin eher von hintenraus geschwommen. Mit Wasserschatten war dann nicht so wahnsinnig viel, wenn, dann war’s immer einen Tick zu langsam, aber das Problem ist bekannt und haben andere auch. Richtige Taktik, richtige Gruppe, dann geht’s schon noch schneller, insbesondere auf der Highspeedstrecke am Fühlinger See.

Da ich beim Schwimmen schon etwas Hitze hatte, hab ich dann zum Glück auf das bereitgelegte Trikot in der Wechselzone verzichtet, jedoch hatte ich in der Vorwoche in Almere eiskalte Oberschenkel zu Beginn, daher arbeitete ich mir noch einen Triathlonanzug drüber, eigentlich auch nur eine Sache von 5 sec., aber wenn man halt losfahren will, ohne den Helm aufzusetzen, dauert’s eben alles etwas länger. So lange, dass ich von der Gruppe beim Ausstieg gar nichts mehr gesehen habe und allein losgeeiert bin. Also die Sache mit dem Wechsel ist inzwischen nicht mehr lustig, dabei war ich in den Anfangsjahren eigentlich immer ein recht schneller Wechsler. Beim Radfahren stoppte ich dann nach einer Stunde mal den CS600 ab, da die Wattwerte doch extrem niedrig waren und ich auch extrem langsam fuhr. Normal sehe ich nie auf die Geschwindigkeit, aber da registrierte ich doch, dass ich gerade mal einen 36er-Schnitt hatte. Die Hoffnung, dass der Polar auf mein 28″-Rad eingestellt war, erfüllte sich dann leider nicht. Die Werte waren dann auch so schlecht wie nie: 231 Watt, 240 Watt inkl. 0-Werte, 238 Watt normalized power. Das ist eigentlich ungefähr das Niveau, was ich auf Mallorca bei langen Grundlageneinheiten fahre und so schlechte Werte fahre ich ab April gar nicht mehr. Eine gewisse Ironie, dass ich ausgerechnet in so einem Rennen, wo ich noch weniger als gar nichts drauf habe, mich recht schnell in einer Gruppe wiedergefunden habe, während ich sonst fast traditionell mutterseelenallein unterwegs bin. Auch schon traditionell, dass ich mir die Sitzfläche schon frühzeitig so wund gefahren hatte, dass mir das die meisten Probleme auf dem Rad bereitete.
Besonders unangenehm war, dass ich auch gar nicht mehr aus dem Sattel gehen konnte, was auf den traditionellen Raddefekt zurückzuführen war. Diana schlug mir am Samstag vor, das Rocket doch einfach mit eingebautem Hinterrad ins Auto zu laden, das hab ich eigentlich noch nie gemacht, da wir sonst auch immer 2 Räder dabei haben. Im Rennen bin ich dann Ausgangs der Tunnel fast stehengeblieben, als ich aus dem Sattel ging. An einem dieser Tunnel sah ich dann auch den netten Herrn mit dem Handy wieder, hier moderierte er gerade. Das Problem der massiven Bremsung konnte ich aber nicht ausmachen, später dachte ich dann, dass der Rahmen gebrochen sei, weil das Hinterrad auch so extrem labberig war und dann wohl im Wiegetritt an der Bremse schleift. An der Bremse geschliffen hat’s dann wirklich, wie ich im Ziel feststellen konnte, allerdings war der Rahmen noch heil, nur das Rad war extrem locker eingespannt. Beim Ausräumen aus dem Rad letzte Woche hatte ich die Räder nur mal so provisorisch eingespannt, gemessen an meinen sonstigen Problemen wie abgefallener Kurbel und kaum Luft in den Reifen war das aber eine Lappalie.

Der 2. Wechsel, irgendwie schienen die Helfer schon hier überfordert, als wir mit 3-4 Leuten gleichzeitig ankamen. Jedenfalls freute ich mich während dem Wechsel unheimlich, dachte, dass ich dank meiner o-motion-tubes, die mir in diesem Jahr ganz sicher den Hals gerettet haben, einen Blitzwechsel hinlegen würde, während die anderen erst mühsam ihre Kompressionssocken anziehen. Kurze Socken, Schuhe an und ab – dumm nur, dass ich wieder unkonzentriert war und vergaß den 2. Anzug auszuziehen. Im Nachhinein ist es ohnehin egal, aber irgendetwas sollte ich ändern, um die Wechsel wieder besser in den Griff zu bekommen. Gleich zu Beginn durfte man dann erstmal 50-60 Stufen bis auf die Deutzer Brücke klettern. Ich malte mir da schon aus, wie das bei mir nach der 3. Runde aussehen würde, aber das blieb uns zum Glück dann doch erspart. Oben angekommen, war dort auch schon wieder der nette Herr mit dem Handy am Ohr, der mich lautstark anfeuerte. Das war nett, das war sympathisch, das war motivierend.
In der 1. Runde lief ich dann noch ganz passabel los und hielt noch etwa die 4:30min/km. Nur 2 Dinge taten mir fürchterlich weh, mein linkes Knie und etwas später das linke Schienbein. Das mit dem Schienbein konnte ich irgendwann während meiner Gehpausen identifizieren, es war eine Falte in den Tubes, die dann natürlich doppelt kompressierte, ist wohl beim Anziehen der kurzen Socken passiert. Die Knieschmerzen rührten vom Sturz beim Schwimmausstieg, da hielt man es auch nicht für nötig Helfer zu postieren.
Nachdem ich jahrelang hintendrauf nur auf Cola gelaufen bin, stopfte ich nach den Erfahrungen von Frankfurt und Almere nun ordentlich Gels rein. Der Puls hielt sich auch noch bei 140, was in der Vorwoche noch für eine 4:30min/km reichte, allerdings fiel die Geschwindigkeit in der 2. Runde schon deutlich ab, was dann doch ein Zeichen dafür war, dass ich etwas zu dehydriert war, vielleicht 2,5 Liter auf dem Rad waren wohl doch etwas wenig. Wenn ich etwas Positives aus der Saison mitnehmen kann, dann, dass ich doch wesentlich mehr als 60-80gr. Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen kann und das vor allen Dingen auch noch wirkt. Dennoch hatte ich es in Köln übertrieben und konditionelle Defizite kann man halt nicht wegfuttern. Die 2. Hälfte war dann auch das Schlimmste, was ich zumindest seit Podersdorf 2004 durchmachen musste, währenddessen fielen mir auch die ersten schweren organisatorischen Mängel auf. Kein Dixie-Klo weit und breit, was und wohin soll der Scheiß? In der 3. Runde dann die erste Gehpause seit 4 oder 5 Jahren, da hatte ich aber immer noch die 9:30h im Visier. Später bin ich dann nur noch gewandert, vollgestopft, dehydriert, kraftlos, ein erbärmliches Bild. Willenlos? vielleicht war’s auch nur das, jedoch war ich bei langsamstem Laufen schon kurz vorm Kollaps, nichtsdestotrotz konnte ich mich ab km37 noch einmal zusammenreissen und rauschte mit einem 7er-Schnitt für die letzten 5km durchs Ziel. Da traf ich dann den netten Herrn mit dem Handy nun leider nicht mehr. Und auch sonst kein Schwein, der einen in Empfang genommen hätte – gut, die Euphorie in dem Moment war groß, schließlich feierten sich etliche Mitteldistanzcracks für ihr 5,5h-Finish ab, da bleibt kein Platz mehr für die dummen Langdistanzler, über den sich der Kölner Sonntagstourist nur wunderte, warum er denn so langsam läuft, während die drahtigen Kurz-und Mitteldistanzler so fluffig rannten.
Der Kölner Sonntagstourist war überhaupt gut vertreten auf der Laufstrecke, schließlich hatte die Kölnische Rundschau explizit diese Strecke als Ausflugsstipp zum Radeln am Wochenende vorgestellt.
Köln ist und bleibt offensichtlich größenwahnsinnig, erstaunlich auch wieder, dass man trotz der organisatorischen Katastrophe der Meinung ist, die Startgebühren für die Langdistanzler fürs nächste Jahr wieder erhöhen zu müssen. Da ich inzwischen schon ein Köln-Veteran bin, konnte mich schon die Nummer beim Start nicht überraschen, um 6:45h war noch ein Prediger ordentlich am Quasseln, die Wettkampfbesprechung hatte da noch nicht mal stattgefunden. Die traditionelle Durchsage „bitte nicht vor der Streckenfreigabe ins Wasser gehen“ lies einen wie immer über die wirkliche Startzeit nur mutmaßen. Nach der völlig überflüssigen Nationalhymne rief man dann doch dazu auf, nun ins Wasser zu gehen. Dass es nicht mehr alle Athleten rechtzeitig bis zur Startlinie schaffen würden, war mir da schon klar, besonders angekotzt hat mich dann das noch überflüssigere Feuerwerk, aufgrund dessen man noch nicht mal mehr vernünftig atmen konnte, da einfach zu nah am Startbereich.

In Köln läuft einfach grundsätzlich etwas falsch, die Respektlosigkeit gegenüber den Ironman ist dabei das meiste, was mich an dieser Veranstaltung anwidert. Nirgends sonst wird man als Ironman auch nur annähernd so unwürdig und respektlos behandelt. Die Helfer, die schamlos ausgenutzt werden, tun mir auch leid, der extreme Helfermangel ist seit Beginn der Langdistanz in 2007 überall zu spüren. „Ja, wir haben leider weniger Helfer als viele Kurzdistanzen“…Verdammt, dann kann man es einfach nicht machen und schon gar nicht die absurde Summe von 379 Euro (im nächsten Jahr 389 Euro) für eine Nachmeldung verlangen.
Zu meinem Debakel will ich trotzdem noch festhalten, dass das Problem sicher nicht 2 Eiermänner in 8 Tagen waren, sondern schon eher, dass ich unmittelbar nach Almere krank geworden bin (zum ersten Mal nach einem Ironman), Magen-Darm, Fieber, alles ausgekotzt…naja, jedenfalls hatte ich Ende der Woche das mit Abstand niedrigste Gewicht vom ganzen Jahr, da hat vielleicht dann die Substanz gefehlt. Weiter war ich auf der Strecke auch nicht mehr in der Lage einen „kühlen Kopf“ zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber et kütt wie et kütt!

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