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Hitze, Eugenol und merkwürdige Zufälle: „Nicht soviel Wasser, Helmut!“

Der unbedingte Siegeswille, volle Konzentration, max. Leistungsbereitschaft, schlicht und einfach der Biss – das sind Dinge, die ich nur noch aus meiner Erinnerung kenne. Als ich am Mittwoch im Flieger saß, hatte ich ganz andere Gedanken: seit mind. 15 Jahren keine Zahnschmerzen gehabt, grübelte ich darüber nach, ob ich nur etwas erkältet war oder die rechte Gesichtshälfte aufgrund der genialen Erfindung der elektrischen Zahnbürste weh tat. So ein Teil hatte ich mir nämlich vor einigen Wochen zugelegt und putzte mir damit mit nie gekannter Begeisterung die Zähne. Dass das Gerät auch so etwas wie eine Warnung vor zu hohem Anpressdruck hat, habe ich erst registriert, als ich zuletzt öfter mal ein schlechtes feeling an den Zähnen hatte. Aber zumindest hier hatte ich Druck!
Die allgemeine Verfassung war dagegen, wieder einmal, lausig. Zwar hab ich seit Januar immerhin noch über 11000km gefahren, aber letztlich entscheidend ist die Vorbereitung der letzten 6 Wochen, und die war praktisch nicht vorhanden. Schade eigentlich, denn die Strecke sollte mir liegen: längere mittelschwere Anstiege und langgezogene Abfahrten, eigentlich noch ein Drückerkurs! Dazu Hitze, morgens um 10 schon 25 Grad, Höchsttemperatur knapp 30 Grad. Angemeldet hatten wir uns, als der Kurs über die Küstenstraße laufen sollte. Die mehrfachen Streckenänderungen wurden vom deutschen Moderator dann mit Regierungswechseln durch die Kommunalwahlen begründet – es wäre nicht der einzige Blödsinn, den er verzapft hätte. Durch die letzte Änderung eine Woche vorm Rennen war der Kurs dann auch deutlich zu kurz, mir war das aber auch egal. Mein Schwerpunkt war eigentlich nur heil anzukommen bzw. dass Diana heil ankommt. Am Donnerstag gab’s dann erstmal einen Besuch beim Zahnarzt, Peter Erdmann hat mir die Tage gerettet. Super, der Mann!

Schwimmen war dann solide, wobei ich aber wie so oft deutliche Koordinationsprobleme und damit kaum Wasserschatten hatte. Neo war verboten, Speedsuit bei 26 Grad aber erlaubt, 59:59min, Kam damit mit der 1. Frau, Michaela Renner-Schneck, aus dem Wasser. Diese Dame als 1. hatte den offensichtlich schlecht vorbereiteten Moderator auch überrascht, mich nicht.

Nach einem mittelprächtigen Wechsel ging’s dann nach S’Aranjassa, dachte ich zumindest – hatte im Vorfeld allerdings die falsche Strecke abgefahren, daher war ich über die Anfahrt bis zur Hauptstraße nach Llucmajor nicht exakt informiert. Das sollte prompt bestraft werden. Nach knapp 2km fuhr ich auf einem Feldweg wieder auf die erste Dame auf, an einem leichten Anstieg mit einer Abzweigung nach links überholte ich sie. Die Pelonen, die in der engen Kurve standen, musste ich rechts liegen lassen, ging nicht anders. Sie waren mir auch Wurscht, schließlich war die Strecke vollgesperrt, ich lag an etwa 10. Stelle und wir waren in der 1. Runde, dass hieß kein Gegenverkehr. Eine Minute später war ich dann auch total überrascht, als das Motorrad, das schon die ganze Zeit nebenher knatterte an mich heranfuhr und mir der Typ auf dem Sozius mangels einer gelben Karte den gelben Post-It-Zettel zeigte. Ich überlegte erst eine Weile, um was es da ging, dann brabbelte ich noch 2 Takte in meinem gebrochen Spanisch – ach was, sinnlos! Gemäß den § sicher eine reguläre Entscheidung, die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellt sich trotzdem, wenn später Gruppen von Mitteldistanzlern über die Insel fahren und beim Lauf die aufgestellten Pelonen und Absperrleinen so ziemlich niemanden interessierten und man dabei Zig Meter abkürzen konnte. Meine Abkürzung hat mir nach Adam Riese max. 20cm gebracht. Sehr gut fand ich, dass man sofort eine Zeitstrafe bekommt, beim 1. Mal 5min, beim 2. Mal Disqualifikation. Ob aber irgendjemand außer mir noch eine Strafe, beispielsweise wg. „des Verdachts des Anbahnens des Windschattenfahrens“ bekommen hat, weiß ich nicht. Man kann’s aber nachsehen, die Zeiten sind im 2. Wechsel drin. Richtung Llucmajor kam dann mein persönlicher Favorit Alexander Agirretxe vorbei, da wollte ich so lang wie möglich dran bleiben, aber in Randa hatte ich schon über 30sec verloren. Hatte halt nada drauf. Dumm war dann auch noch, dass meine Wattmessung nicht funktionierte. Ein ganz Penibler hatte Dianas und mein Rad während unserem Schwimmen umgestellt, damit alle Räder einheitlich mit dem Vorderrad zum Laufweg standen. Die Polareinheit war durch die Aktion aber offensichtlich verschoben worden. Mit Kreuzotter lassen sich aber noch Näherungswerte ermitteln, in der 2. Runde bin ich dann ohnehin unterirdisch gefahren, auch kaum noch auf dem Bügel. Die Ironie wollte es mal wieder so, dass ich ausgerechnet in so einem Rennen noch nicht mal isoliert, sondern in einer kleinen Gruppe war. So richtig geholfen hat das aber irgendwie nicht, von hinten kam weit und breit niemand, aber die anderen hatten auch nix mehr drauf und wollten oder konnten bergab auch keinen Druck machen.

Manche Dinge kann ich einfach nicht verstehen, z. Bsp. dass man Laufstrecken nicht akzeptabel ausschildern kann. Weder Laufwege noch km-Markierungen waren oft nicht erkennbar, das hat nichts mit finanzieller Ausstattung zu tun, da fehlt einfach nur ein Kopf, der die Sache regelt. Einen dicken Hals hatte ich aber auf der 1. Runde, weil ich weit und breit keine Gels sehen konnte. Erst bei km12 entdeckte ich zufällig die Gels, denn da musste ich das erste Mal am V-Stand anhalten. Dabei ging ich auch vorher schon an den Ständen, denn bei der Affenhitze war es für mich nicht mehr möglich bei den ultrakurzen Ständen nur mit einem Becher Cola weiterzurennen. Als ich das erste Mal meine Technik des Vorbeigehens mit Überschütten von einer Reihe von Wasserbechern anwandte, sagte einer der Helfer: „Nicht soviel Wasser, Helmut!“ Aber Wasser stand dann doch ausreichend zur Verfügung, sodass ich später öfter mal  aus den 5-Liter-Bidons bedient wurde.
So um km 30 kam ich endlich in die Hufe, nachdem ich das erste Mal Wasser getrunken hatte. Neben der mangelnden Fitness war mein Problem, dass die Kohlenhydrate einfach viel zu lange brauchten, bis sie in der Muskulatur zur Verfügung stehen, eine diffizile Angelegenheit, diesmal waren meine Mischungen offenbar zu hyperton. Bis km 37 war ich dann noch auf Kurs 10:01h und irgendwie wollte ich noch mit Gewalt unter 10h, blieb bei km 37 wieder stehen um noch irgendein Zaubermittel zu mir zu nehmen. Das hätte ich besser nicht getan, denn es war die verfrühte Ziellinie für mich. Ich hing so 8min über dem Tisch, bis ich mich wieder berappelte, langsam weiterging und auf dem letzten km noch ein paar Leute einsammelte. Das war dann doch ein  kleines Happyend, denn als 19. war ich gerade noch so in den Preisgeldrängen, mit gerade mal 1:06min Vorsprung auf den 23.
Ob es das Preisgeld wirklich gibt, bleibt abzuwarten, nach Aussage des deutschen Moderators werden die Preisgelder erst nach Auswertung der Dopingkontrollen nach etwa 10 Wochen ausbezahlt. Nur, Dopingkontrollen gab es gar nicht! Nach dem Rennen stand ich dann noch eine Stunde lang im Meer, das war super! Nächstes Rennen am 12. Mai 2012: Ironcat L’Ampolla.
Ach so, die merkwürdigen Zufälle, die unser eigenes Rennen völlig überschattet haben: davon wird in meinem kritischen Blog noch zu reden sein.
Der Tag danach:
2 Tage danach:

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